Fritz Karl als Anwalt mischt Kanzlei auf
Die ARD erweitert ihr Portfolio komödiantischer Serien um eine weitere: „Falk“. Als Rechtsanwalt Falk wird im Ersten ab dem 15. Mai 2018 (jeweils dienstags um 20 Uhr 15) Fritz Karl mit seinen kreativen Methoden in vorerst sechs Teilen die Düsseldorfer Anwaltskanzlei Offergeld & Partner sowie die jeweils beteiligten Gerichte aufmischen. In der Komödie steht Alessija Lause Falk als dessen Assistentin Trulla zur Seite. Chaotisch und psychisch nicht immer auf der Höhe ist ihr Name Programm. Der Einzug der beiden in die Kanzlei von Offergeld Senior, verkörpert von Peter Prager, sorgt für gewaltige Irritationen bei dessen von Mira Bartuschek gespielten Tochter Sophie, ehrgeizig, korrekt und erfolgreich, die eigentlich gerne die Kanzlei selbst leiten würde, funkte ihr Vater nicht ständig dazwischen.
Offergeld Senior braucht Falk, brillant, extravagant, berüchtigt, den Mann im Samtsakko über bunten Socken mit messerscharfem Verstand. Er braucht ihn für Mandanten, deren Anliegen oft skurril sind, eher aussichtslos. Eigentlich gilt Falks Leidenschaft gutem Essen und guten Weinen. In Geldnot geraten will er sein Restaurant retten beziehungsweise wieder zurückhaben. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als seine anwaltliche Tätigkeit wieder aufzunehmen. Vielleicht hätten Kollegen gut daran getan, seine Schulden zu übernehmen, um ihn vom Spielfeld fernzuhalten.
Immer auf direktem Weg
Die Auseinandersetzungen mit Sophie Offergeld ziehen sich durch alle sechs Folgen. Weil Falk Angst hat, genauso zu enden, wie sein Vater, der im gleichen Alter wie Falk jetzt als Mittvierziger gestorben ist, will er keine Zeit mehr verschwenden. Unter Umgehung aller Gepflogenheiten visiert er direkt sein Ziel an und hat damit überraschend oft Erfolg – auch deswegen, weil er auf seinem unkonventionellen Weg die Dinge anders sieht, Hintergründe erkennt und Menschen durchschaut. Zugleich bleibt er anderen verschlossen. Die einzige, die in Falk hineinsehen kann, die ihn durchschaut, ist Trulla, die ihm auch schon mal die Meinung sagen kann.
Interview mit Alessija Lause
kws:
Frau Lause, wie ich erfahren habe, haben Sie keinen der klassischen Ausbildungswege zur Schauspielerin beschritten. Wie wurden Sie Schauspielerin?
Alessija Lause:
Das hat sich schon als Kind so ergeben. Es gingen Anfragen bei meinen Eltern ein, die sie erst mal kategorisch abgeblockt haben – das Kind musste ja geschützt werden. Mit sechs Jahren haben sie gesagt, okay, Du sollst das jetzt selbst entscheiden. Ich habe dann das erste Ding gemacht, das war ein Musik-Video-Clip, und es hat tierischen Spaß gebracht. Es folgten weitere Rollen, für mich als Kind blieben die Engagements damals eine schöne Nebensache.
Das änderte sich während der Schulzeit zunehmend. Ich war jetzt Feuer und Flamme für das Theater. Irgendwann hatte ich nur noch Theater im Kopf. Am Gymnasium hatten wir eine ganz tolle Theater-AG, in der eigene Projekte angestoßen, Theaterstücke produziert wurden. Film hat mich zu dem Zeitpunkt gar nicht interessiert. Nach dem Abitur habe ich dann Verschiedenes ausprobiert, Regieassistenzen und Praktika bei verschiedenen Produktionsfirmen, unter anderem in Kroatien – meine Mutter ist ja Kroatin.
Ich fand das alles spannend, das wollte ich mir alles angucken. Auch wollte ich mich nicht sofort festlegen. Nach einiger Zeit habe ich eigene Theaterproduktionen in Angriff genommen, unter anderem 2010 „Danny and the Deep Blue Sea“ von John Patrick Shanley unter der Regie des vergangenes Jahr verstorbenen Andreas Schmidt, der mich tatkräftig unterstützt hat. Wir haben das in englischer Sprache in Berlin auf die Bühne gebracht. Beim Edinburgh Fringe Festival 2011 bin ich für die Rolle der Roberta in diesem Stück mit dem Preis „The Stage Award for Acting Excellence“ ausgezeichnet worden.
kws:
Wie sind Sie dazu gekommen, als Stuntfrau zu arbeiten?
Alessija Lause:
(Lacht) Nun, ich bin ziemlich sportlich. Ich habe auch diverse Kampfsportarten erlernt wie Taek Won Do. Es ist also ein entsprechender körperlicher und mentaler Hintergrund da. Ich war eine Zeit lang mit einer japanischen Tanztruppe unterwegs. Die sind über Jahre durch die ganze Welt getourt. Denen habe ich mich in Berlin angeschlossen. Das war so etwas wie ein Zirkus, ganz tolle Leute, mit den meisten bin ich heute noch befreundet. Da wurde mit Gurten und Seilen gearbeitet, wir flogen durch die Luft, es war wild, Theater mit eindrücklichen Bildern. Ich habe dann einen Kurzfilm zusammen mit einem Kollegen gemacht, der mir sagte, er kenne eine Firma, die suche Leute für eine Stuntshow, ob das nicht etwas für mich sei.
kws:
Das war eine Show?
Alessija Lause:
Richtig. Das war eine Show in Bottrop. Ich habe das Casting mitgemacht und die haben mich genommen. Ich habe dann Stunt von der Pike auf gelernt. Das brachte viel Spaß. Ich blieb zwei, drei Monate und habe das gelernt, was man so für die Show brauchte. Später habe ich eine Serie gedreht. Der Stunt-Koordinator hat sich gewundert, dass ich das alles so gut beherrsche. Ich habe ihm erzählt, wie ich dazu gekommen bin und er hat mir vorgeschlagen, zu ihm zu kommen, um zu trainieren.
Das habe ich gemacht und zack, dann ging’s los. Es waren tolle Produktionen mit tollen Kollegen zwischen den Jahren 2007 und 2013, meist Babelsberg-Produktionen. Sie können einen meiner Stunts als Foto auf dem Cover des Buches zu „Einhundert Jahre Babelsberg“ bewundern. Als ich das gesehen habe, habe ich gedacht, boah, wie toll ist das denn. Also, ich hatte eine wahnsinnige Zeit. Allerdings merkte ich schon, dass das zu viel wurde und ich kam nicht mehr zum Spielen: Spielen ist nun mal meine Leidenschaft. Und dann habe ich irgendwann gesagt, so jetzt reicht‘s. Das war eine gute Erfahrung, die ich da mitgenommen habe.
kws:
Wann kam das Angebot für die Rolle der Trulla in Falk?
Alessija Lause:
Ja, das war ganz verrückt. Es ging Knall auf Fall. Die Pia Strietmann, die hat als Regisseurin die ersten zwei Folgen von „Falk“ gemacht – mit der habe ich auch schon ein paar Filme gedreht – die rief mich an einem Freitag Abend an und fragte mich, ob ich am Sonntag zu ihr kommen könne. Ich solle ein E-Casting vorbereiten. Am Sonntag erklärte sie mir worum es geht.
Am Donnerstag drauf fand das Konstellationscasting mit Fritz Karl in Köln mit weiteren Schauspielerinnen statt. Dann hieß es, wenn ich genommen werden würde, dann müsse ich am nächsten Morgen um neun Uhr früh zum Warmup erscheinen, anschließend käme die Leseprobe. Ich dachte mir, holla die Waldfee, so kurzfristig! Zehn Uhr abends kriegte ich die Zusage. Ich habe mich irre gefreut! Am Dienstag darauf glaube ich war dann auch schon mein erster Drehtag.
kws:
Da schließt sich gleich meine nächste Frage an. Ich habe ja vorab ein wenig über Sie recherchiert und gesehen, dass Komödien eher selten in Ihrem Repertoire enthalten sind. Wie fühlt sich für Sie eine Komödie wie „Falk“ an?
Alessija Lause:
Das stimmt aber so nicht. Gut es sind nicht viele. Ich liebe Komödien. Und ich glaube auch, dass ich Komödien gut kann. Ich habe ein gutes Feeling für das Timing. Es macht großen Spaß. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass wir viel mehr Komödien in Film und Fernsehen brauchen. Natürlich ist ein breites Spektrum an Angeboten wichtig. Es macht Spaß, Menschen zum Lachen zu bringen, Freude und gute Laune zu stiften. Für mich geht es dabei keineswegs nur um Lachen um des Lachens Willen. Nein, es sollte mit Inhalt verknüpft werden. Und bei Falk wird dabei häufig Zwischenmenschliches angesprochen. Ich hatte mit Larry Moss einige Workshops gemacht und der hat mir grundsätzlich Dramatisches beigebracht. Aber bei ihm konnte ich auch Komödiantisches machen und auf diese Lektionen habe ich mich immer ganz besonders gefreut.
Und dann haben wir eines Tages eine Szene aus „The Owl and the Pussycat“ mit Barbara Streisand geübt. Da wurde der Spaß plötzlich etwas getrübt. Ich war regelrecht enttäuscht, weil mir bewusst wurde, Mensch, das ist ja vom Gefühl her erst mal total dramatisch. Ich meine, die Komödie ist ja auch ein Drama, bloß umgekehrt und stark erhöht. Für einen Schauspieler kann das heißen, dass eine Komödie zu spielen sich gar nicht gut anfühlt. Es ist ja möglich, dass der Schauspieler oder die Schauspielerin in der Komödie eine Person spielt, die ultimativ trauert und die Zuschauer finden das superlustig. Bei Falk war das eine andere Geschichte. Das hat sich meistens richtig gut angefühlt, obwohl diese lustige Figur eine ziemliche Tiefe und oftmals auch eine gewisse Traurigkeit in sich birgt, die vielleicht nicht sofort zu sehen ist. Wir alle bestehen ja aus verschiedenen Schichten. Und das, was man von außen wahrnimmt, zeigt nicht das, was sich innen abspielt.
kws:
Bevorzugen Sie grundsätzlich Film oder Theater?
Alessija Lause:
Oh, ich liebe Beides. Sehen Sie, die Arbeitsprozesse beim Film und im Theater unterscheiden sich stark voneinander. Da ist beim Film das Filter, die Sicht durch das Objektiv der Kamera, Szenen können wiederholt werden, anders gestaltet werden. Andererseits ist das, was fertig ist, nicht mehr änderbar. Im Theater wird richtig fokussiert gearbeitet. Hier liebe ich die Zeit der Proben. Hierzu gesellt sich das unmittelbare Feedback des Publikums, die Schauspieler kommen mit dem Publikum zusammen und es entsteht diese Synergie. In beiden Fällen geht es mir darum, Rollen mit Herz zu spielen in Produktionen, die eine Aussage haben. Es muss um etwas gehen und ich muss Menschen erleben können. Ich muss jemanden berühren, Menschen berühren.
kws:
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Alessija Lause:
Nun, ich habe ja bereits früher als Produzentin gearbeitet. Für mich ist es gut vorstellbar, in Zukunft Regie zu führen oder auch zu produzieren. Ich habe einen ganz guten Blick und ich liebe es, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Zudem habe ich noch mein ganzes Leben lang Zeit, das zu machen, was ich liebe. Und ich habe auch schon ein paar ganz gute Ideen.
kws:
Vielen Dank, Frau Lause
Interview mit Fritz Karl
kws:
Was machen Sie lieber, Film, Fernsehen oder Theater?
Fritz Karl:
Ganz klar, Film und Fernsehen. Ich war ja in einem Ensemble, ich habe Theater gemacht, aber die Möglichkeit, immer wieder mit neuen Leuten zusammen zu arbeiten, immer wieder neue Geschichten zu erfinden, das ist eine Art von Nomadentum, das macht einfach mehr Spaß. Dazu kommt die Struktur des Theaters. Dass man zum fünfzehnten Mal in „Das weite Land“ von Schnitzler auftritt oder in Romeo und Julia spielt, das finde ich einfach schade. Denn es gäbe auch im Theater die Möglichkeit, neue Autoren zu finden, neue Geschichten zu erfinden.
Das ist beim Fernsehen und beim Kino einfacher, das finde ich irgendwie frischer. Und Sie müssen sich da einfach klar machen, es fällt was ganz Entscheidendes weg beim Theater. Wenn ich Romeo und Julia zum allerersten Mal sehe und ich weiß nicht, wie das Stück ausgeht, auch wenn ich nicht weiß, wie ein Film ausgeht, dann erlebe ich das doch ganz anders und ich befinde mich in einer ganz anderen Dimension, wie wenn ich mir das das fünfzehnte Mal ansehe oder die fünfzehnte Interpretation davon. Einfach, weil ich weiß, wie das endet.
kws:
Ist es für Sie ein emotionaler Unterschied, in Österreich, in Bayern oder in Restdeutschland zu drehen, Filme zu machen?
Fritz Karl:
(lautes Lachen) Haben Sie diese Unterscheidung bewusst gewählt? Also, das ist schon eine sehr interessante Frage. Und ich muss dazu sagen, dass ich die meisten Filme, ob Kino oder Fernsehen, in Deutschland gemacht habe, in Bayern und in „Restdeutschland“. Ich habe eine sehr starke Verbundenheit nach Hamburg, weil ich da regelmäßig mit Lars Becker arbeite und mit Lars Jessen.
Eine Menge wurde auch in München gedreht, wie diese Kinosache „Wer früher stirbt ist länger tot“. Und das ist wahrscheinlich das, was die Bayern und die Österreicher verbindet. Dabei geht es nicht um denselben Humor, man muss ja aufpassen, dass man nicht österreichischen Humor mit dem Wiener Schmäh gleichsetzt. Es ist der Zugang zum Humor und deswegen funktioniert dieser Film in Österreich so gut. Es war teilweise so, dass die Leute aus Kufstein nach Bayern rübergefahren sind, weil in Bayern der Film schon lief. Die österreichischen Kinobetreiber haben permanent nachgefragt, wann sie endlich den Film kriegen, die Österreicher wollen ihn sehen. Also, das Bayrische ist schon Einzugsgebiet.
Ich komme aus dem Salzkammergut. Wenn ich eine Stunde fahre, dann bin ich über die Grenze in Freilassing und das kommt mir als Österreicher schon sehr nahe. In Österreich hat sich auf dem Kinosektor in den letzten 20 Jahren unheimlich viel getan, das hat sich sehr gemausert, entwickelt. Da gab es einen österreichischen Science-Fiction-Film „Life Guidance“ von Ruth Mader, der ist schon sehr sehr besonders. Ich glaube, das könnte man in Deutschland nicht so einfach machen. In Österreich gibt es eine Bereitschaft für den Autorenfilm, der sehr tief geht und der viel Inhalt hat.
Was man mit den deutschen Komödien vergleichen kann, ist vielleicht der Hang des österreichischen Kinofilms zum österreichischen Kabarettfilm. Der ist oft Geschmackssache und nicht so mein Ding, aber er hat ein großes Publikum. Und das gibt es ja hier in Deutschland bei den Komödien auch. Und hier in Deutschland gibt es eine große Filmlandschaft, die sehr cineastisch ist. Ein wahrscheinlich gemeinsames Problem beider Länder ist, dass diese Filme von wenig Menschen besucht werden, was schade ist. Deutsche und österreichische Filme abseits von den Kabarettfilmen werden leider oft unter Wert beurteilt, aber bei vielen Festivals ausgezeichnet. Ich glaube, es gibt viel zu entdecken.
kws:
Sie haben seit 1988 in fast einhundert Filmen gespielt. Haben Sie überhaupt noch Zeit für ein Privatleben?
Fritz Karl:
Ja schon. Also ich arbeite sehr gerne und das gibt mir auch viel Kraft. Im Dezember wurde der Film über Aenne und Franz Burda abgedreht – ich spiele da den Franz Burda – und dann habe ich einfach Pause gemacht. Unsere Familie hat Zuwachs bekommen, dann war ich Skifahren. Es ist so, dass ich immer wieder ein oder zwei Wochen Zeit habe, und diese habe ich gelernt, intensiv zu nutzen.
kws:
Herr Karl, vielen Dank.