Eine Frucht mit vielen Namen
Ihren Ursprung hat die Tomate alias Goldapfel alias Liebesapfel alias Paradeiser alias Paradiesapfel alias Peruanischer Apfel alias Goldener Apfel in Südamerika, von wo aus sie nach Mexiko gelangte. Bereits 200 Jahre vor Christi Geburt wurde sie von den Inkas, Mayas und Azteken kultiviert. Damals waren sie so wertvoll, dass die südamerikanischen Völkern sie wie die Kakaobohne als Zahlungsmittel einsetzten.
Von seiner dritten Entdeckungsreise (30. Mai 1498 bis 25. November 1500) brachte Christoph Kolumbus die Tomate nach Europa mit. Von Portugal und Spanien aus verbreitete sie sich über Italien bis nach Nordeuropa.
Erst spät als Nahrungsmittel erkannt
In der Folge wurde die Tomate lediglich als Zierpflanze betrachtet, weil allgemein davon ausgegangen wurde, dass sie giftig sei. Und das nicht zu Unrecht, denn die unreifen Früchte sind tatsächlich schlecht bekömmlich. Nur die Italiener hatten schnell erkannt, dass die Beeren – um solche handelt es sich nämlich bei der Tomate – in reifem Zustand in der Küche zu verwenden sind. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde im übrigen Europa bekannt, dass in Italien Tomaten gegessen werden. Ende des 18. Jahrhunderts war in der renommierten Encyclopedia Britannica nachzulesen, die Tomate sei den Lebensmittel zuzurechnen, da sie sich für die Italiener zu einem alltäglichen Lebensmitteln entwickelt habe. In Deutschland dauerte es weitere hundert Jahre, bis sie sich in der Küche etablierte. Mitte des 19. Jahrhunderts gelangte die Tomate in die USA, wo sie einen regelrechten Tomatenrausch auslöste.
Die Phantasie anregende Namen
Die Tomate hat im Laufe der Geschichte viele Namen erhalten. In Italien erhielt sie wegen der ursprünglich gelben Farbe den Namen „Pomi d’Oro“, was so viel wie „goldener Apfel“ bedeutet. In Österreich heißt die Tomate Paradeiser. Wahrscheinlich geht man dort davon aus, dass im Paradies der Adam die Eva nicht mit Hilfe eines Apfels, sondern einer Tomate verführt hatte. Die Franzosen sahen in der Tomate einen Liebesapfel, eine „pomme d’amour“. Die meisten anderen Kulturen wollten in der Frucht weder Malerisches noch die Liebe Beflügelndes erblicken. Angelehnt an den aztekischen Namen „Xitomatl“, der damit ein „pralles und rundes Ding“ beschreibt, heißt sie dort eben nur Tomate.
Vielfältige Erscheinungsformen
Die Tomate gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Es gibt sie als einjährige, zweijährige oder mehrjährige Pflanze, die jedoch frostempfindlich ist. Die Tomate kann über zwei Meter lange Äste bilden, die anfänglich senkrecht wachsen, sich aber wegen des Gewichtes kriechend weiterentwickeln. Die Stängel, die am Ansatz einen Durchmesser von bis zu 15 Millimeter aufweisen können, sind sowohl mit einzelligen Trichomen (haarähnliche Strukturen) mit einer Länge von etwa 0,5 mm versehen, wie auch mit mehrzelligen bis zu drei Millimeter langen, deren drüsenartige Spitzen für den intensiven Geruch der Pflanze verantwortlich sind.
Die Tomate befruchtet sich selbst. Aus den bestäubten gelben Zwitter-Blüten entstehen meist je nach Sorte mehr oder weniger rundliche Früchte mit einem Durchmesser von 1,5 – 10 Zentimetern. Die Tomate hat je nach Gattung zwei bis zehn Kammern. Die Farbe der Früchte reicht von dem bekannten Rot, über gelb, rot-gelb-gestreift, dunkel-orange, braunrot, grün, bis zu Schwarz. Auch die Form der Früchte ist unterschiedlich. Sie können rund, rundlich, länglich, birnenförmig, „flachrundgeriffelt“ oder pflaumenförmig sein, um nur einige Beispiele zu nennen. Die grün gezüchteten Tomaten sind ungiftig. Dagegen ist bei unreifen Tomaten, die auch grün sind, Vorsicht geboten. Sie enthalten Solanin, eine chemische Verbindung, die von Benommenheit und Atemnot bis zum Erbrechen führen kann. Eine für den Erwachsenen tödliche Dosis Solanin wird bei rund 400 Milligramm vermutet, eine Menge also, die je nach Sorte in eineinhalb bis viereinhalb Kilogramm unreifer Tomaten enthalten ist.
Die Tomate – ein gesundheitlicher Alleskönner
In reifem Zustand ist die Tomate ein gesunder Tausendsassa. Sie ist kalorienarm und enthält die Vitamine B1, B2, B3, C und E sowie die Mineralstoffe Calcium, Eisen, Magnesium, Natrium, Phosphor, Kalium und Zink. Der sekundäre Pflanzenstoff Lycopin, der zu den Carotinen gezählt wird, ist für die rote Farbe verantwortlich. Der Verzehr der Tomate gilt als Prophylaxe gegen Krebserkrankungen. Sie soll zudem Artheriosklerose, Herzinfarkt und Bluthochdruck vorbeugen.
Botanisch gesehen gehört die Tomate zu den Beeren, ist also eine Frucht und nicht, wie allgemein angenommen, ein Gemüse. In der Küche von heute spielt die Tomate eine vielseitige Rolle. Sie ist nicht nur Bestandteil von Saucen, sondern belegt auch einen dauerhaften Part in Suppen, Salaten, Getränken oder Gerichten wie Cataplana – ein Gericht mit Meeresfrüchten.